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Die Bildergeschichte "Max und Moritz: Eine Geschichte von sieben Bubenstreichen" (1865) wurde von Wilhelm Busch geschrieben und illustriert. Sie besteht aus Zeichnungen mit gereimten Textzeilen, die jedes Bild begleiten. Seitdem hat das pädagogisch sehr fragwürdige Buch eine bedeutende kulturelle Wirkung entfaltet (Altersempfehlung: ab 18 Jahre).
Es wurde in zahlreiche Sprachen übersetzt, für Film und Fernsehen adaptiert, inspirierte Comicstrips und Fernsehfiguren für Kinder. Buschs Klassiker der Kinderliteratur (und andere seiner Geschichten) gelten in gewisser Weise als einer der ersten Comics oder zumindest als Vorläufer des Comicstrips.

Inhalt

Inhaltsangabe

Max und Moritz sind 2 böse Buben, die ihr Dorf unsicher machen. Sie spielen insgesamt 7 Streiche, von denen der letzte für sie tödlich endet. Die insgesamt recht explizit in Wort & Bild dargestellten grausamen & gewaltsamen Verhaltensweisen, sind vom "schwarzen Humor" meilenweit entfernt. Im Folgenden werden die Streiche, in der Reihenfolge in der sie im Buch gedruckt sind, als kurze Zusammenfassung beschrieben.

Vorwort

Schon das Vorwort verweist ganz unverhohlen auf die angeblich "allgemeine Schlechtigkeit" von Kindern:

Ach, was muß man oft von bösen
Kindern hören oder lesen!
Wie zum Beispiel hier von diesen,
welche Max und Moritz hießen;

[…]

Ja, zur Übeltätigkeit,
ja, dazu ist man bereit!
Menschen necken, Tiere quälen,
Äpfel, Birnen, Zwetschgen stehlen.

Erster Streich: Witwe Bolte I.

Die Jungen binden mehrere Brotkrusten mit einem Faden zusammen und legen diese Falle in den Hühnerhof der Witwe Bolte, so dass sich alle Hühner tödlich verheddern.

Dieser Streich hat bemerkenswerte Ähnlichkeit mit der 8. Geschichte der klassischen deutschen Schelmengeschichten von Till Eulenspiegel.

Zweiter Streich: Witwe Bolte II.

Während die Witwe ihre Hühner kocht, schleichen sich die Jungen auf ihr Dach. Als sie kurz die Küche verlässt, stehlen die Lausbuben die Hühner mit einer Angelrute durch den Schornstein. Die Witwe hört ihren Hund bellen und eilt nach oben, findet die Feuerstelle leer und schlägt den Hund.

Dritter Streich: Schneider Böck

Die Knaben quälen Böck, einen beliebten Schneider, vor dessen Haus ein schneller Bach fließt. Sie sägen die Bretter seiner hölzernen Brücke durch, so dass eine gefährliche Lücke entsteht, und verspotten ihn dann mit Ziegengeräuschen (ein Wortspiel mit seinem Namen, der dem zoologischen Ausdruck "Bock" ähnelt), bis er nach draußen läuft. Die Brücke bricht ein; der Schneider wird mitgerissen und ertrinkt fast (zwei Gänse, an denen er sich festhält bringen ihn schließlich in Sicherheit).

Obwohl Till Eulenspiegel die Bretter der Brücke entfernt, anstatt sie zu zersägen, gibt es einige Ähnlichkeiten mit seiner 32. Geschichte.

Vierter Streich: Lehrer Lämpel

Während ihr frommer Lehrer Lämpel in der Kirche ist, dringen die Jungen in sein Haus ein und füllen seine Lieblingspfeife mit Schießpulver. Als er die Pfeife anzündet, wird er durch die Explosion bewusstlos, seine Haut wird schwarz und sein ganzes Haar verbrannt.

Fünfter Streich: Onkel Fritz

Die Schlingel sammeln Säcke voller Maikäfer, die sie prompt in das Bett ihres Onkels Fritz legen. Der Onkel ist fast eingeschlafen, als er die Käfer auf seiner Nase spürt. Vor Schreck gerät er in einen Rausch und tötet sie alle, bevor er wieder einschläft.

Sechster Streich: Der Bäckermeister

Die Buben dringen zur Osterzeit in eine geschlossene Bäckerei ein, um ein paar Ostersüßigkeiten zu stehlen. Bei dem Versuch, Brezeln zu stehlen, fallen sie in einen Bottich mit Teig. Der Bäcker kommt zurück, fängt das panierte Paar und backt es. Aber sie überleben und entkommen, indem sie sich durch die Kruste nagen.

Siebter Streich: Bauer Mecke

Die Jungs verstecken sich im Getreidelager des Bauern Mecke und schlitzen einige Getreidesäcke auf. Als sie einen der Säcke wegtragen, bemerkt Bauer Mecke sofort das Problem. Er steckt die Jungen stattdessen in den Sack und bringt ihn dann zur Mühle. Die Jungen werden zermahlen und von den Enten des Müllers verschlungen.

Epilog

Im Epilog freuen sich alle Opfer über das vorzeitige Ableben der Übeltäter:

Witwe Bolte, mild und weich,
sprach: „Sieh da, ich dacht es gleich!“
„Ja, ja, ja!“ rief Meister Böck,
„Bosheit ist kein Lebenszweck!“
Drauf, so sprach Herr Lehrer Lämpel:
„Dies ist wieder ein Exempel!“
„Freilich!“ meint der Zuckerbäcker,
„Warum ist der Mensch so lecker!“
Selbst der gute Onkel Fritze
sprach: „Das kommt von dumme Witze!“
Doch der brave Bauersmann
dachte: „Wat geiht meck dat an?!“
Kurz im ganzen Ort herum
ging ein freudiges Gebrumm:
„Gott sei Dank! Nun ist’s vorbei
mit der Übeltäterei!!“

Entstehung

Wilhelm Busch wollte ab 1854, nach einem nicht abgeschlossenen Kunststudium in Düsseldorf und Antwerpen, in München weiterstudieren, konnte dort aber nicht so recht Fuß fassen.

Über Kontakte in der Münchner Kunstszene lernte der Kaspar Braun kennen, der die satirischen Zeitungen "Münchener Bilderbogen" und "Fliegende Blätter" verlegte. Dieser bot ihm eine freie Mitarbeit an. Zwischen 1860 und 1863 verfasste Busch etwa 100 Beiträge (hauptsächlich Illustrationen), und war durch die Honorare erstmals schuldenfrei und verfügte über ausreichende Geldmittel für seinen Lebensunterhalt.

Im November 1863 begann er an der Bildergeschichte Max und Moritz zu arbeiten und hatte bis Mitte Dezember circa 100 Zeichnungen fertiggestellt. Da er wohl die finanzielle Abhängigkeit von Kaspar Braun etwas lösen wollte stand er im Kontakt mit dem Dresdener Verleger Heinrich Richter. Dieser hatte bereits die Sammlung "Bilderpossen" (1864) mit den 4 Geschichten "Katze und Maus, Hänsel und Gretel, Krischan mit der Piepe und Der Eispeter" herausgebracht - die allerdings ein Fiasko waren.

Vermutlich als Wiedergutmachung bot ihm Wilhelm Busch im Oktober 1864 das Manuskript von Max und Moritz an und verzichtete dabei auf jegliche Honorarforderungen. Heinrich Richter lehnte allerdings ab.

Busch wandte sich dann doch wieder an Kaspar Braun, und der sagte im Februar 1865 eine Veröffentlichung zu. Für die Rechte an der Bildergeschichte zahlte Kaspar Braun an Wilhelm Busch einmalig 1.000 Gulden. Dies entsprach etwa 2 Jahreslöhnen eines Handwerkers und war für Wilhelm Busch eine hohe Summe. Für Kaspar Braun und seinen Verlag sollte sich das Geschäft mittel- und langfristig als verlegerischer Glücksgriff erweisen. Die erste Auflage mit 4000 Exemplaren erschien im Oktober 1865.

Rezeption

Max und Moritz gehört heute noch vor dem Struwwelpeter zu den bekanntesten Werken der deutschen Kinderliteratur.

Der Verkauf von Max und Moritz verlief in den ersten 3 Jahren zunächst schleppend aber in Buschs Todesjahr 1908 zählte man 56 Auflagen und mehr als 400.000 verkaufte Exemplare. Schon zu Buschs Lebzeiten wurde es in 10 Sprachen übersetzt, darunter Englisch, Französisch, Japanisch und Dänisch. Heute ist das Werk in etwa 100 Sprachen verfügbar.

Hinzu kommen unzählige Parodien und Nachahmungen, Dramatisierungen, Paraphrasen und Vertonungen:

Einordnung

Selbst wenn der pädagogische Aspekt ausgeblendet wird, und das Buch zusammen mit dem Struwwelpeter hoffentlich demnächst auf der Liste der jugendgefährdenden Schriften landet, was ist denn die Botschaft?
Nun denn, es mag eine geben, … nur eines wird beim Lesen deutlich: die Verse beschreiben ein von Aggression getriebenes Verhalten und entbehren jeder Spur von Humor oder Ironie. Es geht um angebliche, und sehr absurde, Jungenstreiche, bei der Tiere gequält und Menschen Schmerzen erleiden.
Was ist daran (auch in der denkbar weiträumigsten Definition der Begriffe) witzig, ironisch oder satirisch?

Wilhelm Busch scheint diese Einstellung zumindest teilweise geteilt zu haben. In einem Brief an Kaspar Braun berichtet Fanny von Pannewitz von einem Treffen, bei dem Wilhelm Busch der Gesellschaft erklärt habe, Max und Moritz sei kein Kinderbuch, sondern wirke verderblich auf Kinder, die man nicht mit Karikaturen großziehen müsse.

Die Schulbehörde in der Steiermark (Bundesland in Österreich) untersagte noch 1929 den Verkauf von Max und Moritz an Jugendliche unter 18 Jahren.

Literatur

 


 

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